Die Stuttgarter Zeitung schafft sich einen weiteren Konkurrenten vom Hals. Mit der Übernahme der Anteile von Verlegerin und Geschäftsführerin Christine Bechtle-Kobarg hält die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) 87% an der Esslinger Zeitung, die übrigen 13% bleiben beim Gesellschafter GO Druck Media Verlag aus Kirchheim/Teck.
DJV-Landesvorsitzende Dagmar Lange warnt: „Auch dieser Kauf gehört zu einer größeren Strategie der SWMH, mit der die Medien- und Meinungsvielfalt zu Grabe getragen wird.“ Nicht umsonst nennt
SWMH-Geschäftsführer Richard Rebmann als Strategie: „Mit dem Erwerb der Mehrheitsanteile bauen wir unser Engagement im Bereich regionale Zeitungsverlage konsequent weiter aus.“ Bisher war die STZ
mit 24% Minderheitsgesellschafter, Verlegerin Christine Bechtle-Kobarg hielt 63%.
Bechtle-Kobarg beende mit dem Verkauf ihr „direktes unternehmerisches Engagement in Esslingen“, heißt es in einer Pressemitteilung der SWMH. Sie bleibe aber über ihre Beteiligung an der SWMH
„mittelbar an dem Unternehmen beteiligt und ist weiterhin Herausgeberin der Esslinger Zeitung“.
Offene Fragen zu Arbeitsplätzen
Auffallend ist, dass in den veröffentlichten Statements kein Wort über die Zukunft der Arbeitsplätze verloren wird. Dazu gehören neben den Redakteurinnen und Redakteuren der Esslinger Zeitung,
der Tochterredaktionen Cannstatter Zeitung und Untertürkheimer Zeitung auch die Mitarbeiter von Bechtle Verlag und Druck und damit insgesamt rund 150 Arbeitsplätze. „Die Kolleginnen und Kollegen
hat die Nachricht kalt erwischt“, so ein Redaktionsmitglied. STZ-Geschäftsführer Herbert Dachs sagt: „In den nächsten Wochen und Monaten stehen der Erhalt und der Ausbau von Know-how sowie die
Ausschöpfung von Synergiepotenzialen im Zentrum der gemeinsamen Aktivitäten“.
Die Eigenständigkeit der Esslinger Zeitung und die Marktstellung ihrer Druckaktivitäten solle gewahrt werden.
Bechtle-Kobarg gibt folgendes Statement ab: „Über die vorgesehene engere Verbindung zur Zeitungsgruppe Stuttgart ist die wirtschaftlich starke nachhaltige Entwicklung von Bechtle Verlag und Druck
gewährleistet. Ich bin froh, dass es zur Regelung meiner Nachfolge gelungen ist, mit der Stuttgarter Zeitung einen Partner zu haben, der, auch langjähriger Gesellschafter von Bechtle, in
vielfältiger Weise Kooperation und Zusammenarbeit mit regionalen Zeitungsverlagen beherrscht.... und den Fortbestand der Esslinger Zeitung, der angeschlossenen Zeitungen und der Druckbetriebe
gewährleistet.“
Immer mehr Content mit weniger Personal
Was passiert mit den Mantelredaktionen? Der DJV-Landesvorstand fürchtet, dass das Modell Schwarzwälder Bote sich wiederholt. Auch die Redakteure bei der Cannstatter Zeitung sind gefährdet. Ihre
Berichterstattung war schon bisher eine Konkurrenz zum 5. Buch der STZ, die ebenfalls über Bad Cannstatt und die Neckarvororte berichtet. „Es soll Masse gemacht werden mit weniger Personal“, so
die Einschätzung der DJV-Landesvorsitzenden Dagmar Lange. Womöglich sei als nächstes die Böblinger Kreiszeitung dran, bei der nächstes Jahr ein Wechsel in der Geschäftsführung ansteht.