Tarifverhandlungen Tageszeitungen: Warnstreik in Stuttgart

Stuttgart, 9. März 2018. Zum heutigen Warnstreik hatten sich in Stuttgart rund 150 Redakteurinnen und Redakteure versammelt, um im Vorfeld der dritten Gehaltstarifrunde an Tageszeitungen ein deutliches Zeichen zu setzen. Mit dabei waren Kolleginnen und Kollegen von Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Cannstatter Zeitung, Esslinger Zeitung und eine starke Delegation des Schwarzwälder Bote aus Oberndorf. Sie alle appellierten an die Verleger, allen voran an die SWMH, ihrer Sozialpartnerschaft gerecht zu werden

Volles Haus bei der Streikversammlung in Stuttgart. Am Mikrophon DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. Bild: Dagmar Lange
Volles Haus bei der Streikversammlung in Stuttgart. Am Mikrophon DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. Bild: Dagmar Lange

Der Auftakt zur dritten Gehaltstarifrunde für Tageszeitungen, die am 12. März in Stuttgart stattfindet, ist gemacht: Mit diesem Warnstreik zeigten die Kolleginnen und Kollegen ihren Unmut über das "unterirdische" Angebot des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), der in der vergangenen Runde nur 0,96 Prozent mehr Einkommen pro Jahr geboten hatte. Die Teilnehmer appellierten an die Verleger, in der nächsten Verhandlungsrunde am Montag ein Angebot für eine "anständige" Lohnerhöhung vorzulegen.

"Es geht ums Ganze, wir haben in den vergangenen Jahren verdammt viel verloren", betonte Dagmar Lange, Vorsitzende des DJV-Landesverbandes Baden-Württemberg. Und Kajo Döhring, DJV-Bundesgeschäftsführer und Verhandlungsführer des DJV in der GTV-Auseinandersetzung, ergänzte, dass es darum gehe, möglichst stabil den Flächentarifvertrag "nach vorne zu bringen". Deshalb sei eine "kurze und klare Lösung" angestrebt. Ein Reallohnverlust sei nicht hinnehmbar. Döhring rief die Streikenden dazu auf, sich in ihren Netzwerken darum zu bemühen, noch mehr Beschäftigte aus den Häusern zum Warnstreik zu holen. Gleichzeitig zeigte er sich optimistisch, dass der BDZV beeindruckt sei von den aktuellen Aktionen. "Jetzt müssen wir noch stärker werden und die Auseinandersetzung eskalieren lassen", rief Döhring den Teilnehmern der Streikversammlung zu.

Die SWMH sitzt mit am Verhandlungstisch
Am Morgen hatten die Streikenden am Pressehaus in Stuttgart mehr als 450 Flugblätter verteilt. Damit dokumentierten sie, dass dies nicht nur ein Kampf gegen den BDZV sei, sondern auch gegen die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), die mit am Verhandlungstisch sitzt. Es sei aus diesem Grund nur konsequent, so die Streikenden, den ersten Schritt für Aktionen in Stuttgart zu machen und damit deutlich zu signalisieren, dass sich die Beschäftigten mit dem Angebot der Verleger nicht zufriedengeben werden. Deutlich signalisierten die Streikenden, dass sie für weitere Aktionen bereit seien. Von einer hohen Kampfbereitschaft gehen auch die Vertreter der beteiligten Gewerkschaften, DJV und dju, aus, denn ohne Protest und Streik sei am Verhandlungstisch nichts zu erreichen. So hoffen sie auf ein deutlich verbessertes Angebot des BDZV in der nächsten Verhandlungsrunde am Montag, 12. März.

Holbein: Klares Signal der Wertschätzung fehlt
Christoph Holbein, Mitglied in der Tarifverhandlungskommission des DJV, kritisierte in diesem Zusammenhang die Haltung der Gegenseite, überhaupt nicht auf den Vorschlag der Gewerkschaften eingegangen zu sein, die Gehälter um mindestens 200 Euro pro Monat anzuheben. "Das wäre für die jungen Journalisten, die Volontäre und Berufseinsteiger sowie die unteren Gehaltsgruppen ein klares Signal der Wertschätzung und würde zur Stärkung des Qualitätsjournalismus beitragen - aber das wollen die Verleger offensichtlich nicht." Dem pflichtete Dagmar Lange bei: Besonders die Jungen hätten in den vergangenen Jahren viele finanzielle Verluste hinnehmen müssen.
Am Montag werden sich viele weitere Betriebe in Baden-Württemberg am Warnstreik beteiligen. Dann muss der BDZV nachlegen. Ein weiteres inakzeptables Angebot werden sich die Beschäftigten nicht bieten lassen bzw. entsprechend reagieren und ein deutliches Signal setzen.

 

Auch die Redakteurinnen und Redakteure der Augsburger Allgemeinen, des Zeitungsverlags Oberbayern und von neun Tageszeitungstiteln in Ostwestfalen streikten.

Christoph Holbein
Dagmar Lange