Vom Warnstreik ins Kino

 

Stuttgart, 13.03.2018. Der Ärger über das unzureichende Angebot der Verleger in der dritten Tarifrunde sitzt tief. So tief, dass etwa 25 Beschäftigte des Schwarzwälder Boten am Dienstag wieder im Warnstreik waren. Einige von ihnen sind ins Kino gegangen, um sich den Film „Die Verlegerin“ mit Meryl Streep und Tom Hanks anzugucken. Eine gute Idee:

Der Film ist ein flammendes Plädoyer für die Pressefreiheit – und eine Liebeserklärung an das Medium Zeitung.


Fotos: Wilhelm Mierendorf
Fotos: Wilhelm Mierendorf

Mit Trillerpfeifen und Transparenten unterstrichen die Demonstranten ihre Forderung nach 4,5 Prozent mehr Geld für Freie und Feste, mindestens aber 200 Euro. Zu den Demonstranten sprachen vor Verhandlungsbeginn u.a. DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring und die DJV-Landesvorsitzende Dagmar Lange. Döhring machte klar, dass ein weiterer Reallohnverlust nicht zu rechtfertigen sei. Er rief dazu auf, weitere Beschäftige aus den Verlagshäusern zu Warnstreiks zu holen, denn „ohne entsprechenden Druck werden sich die Verleger nicht bewegen“. Dagmar Lange rechnete vor, wie sehr Redakteurinnen, Redakteure und Freie seit Jahren von der allgemeinen Gehaltsentwicklung abgehängt werden. Besonders würden dies junge Redakteurinnen und Redakteure spüren.

Ein Dienstfahrrad als Entgeltumwandlung
Als am frühen Nachmittag Vertreter der Tarifverhandlungskommission im Streiklokal einen kurzen Zwischenbericht vorlegten, schäumte der Saal. Denn bis dahin hatten sich die Verleger nicht bewegt, beharrten auf ihrem sogenannten Angebot von 0,96 Prozent pro Jahr sowie auf eine erfolgreiche Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen, um in die nächste Gehaltstarifstaffel zu kommen. Diskutiert wurde auch eine Öffnungsklausel für Entgeltumwandlung. Der Saal brüllte, weil die Verleger als Beispiel dafür ein Dienstfahrrad genannt hatten. Daraufhin zogen die Streikenden wieder zum Verhandlungslokal, um ihren Unmut mit einem lautstarken Trillerpfeifen-Konzert deutlich zu machen.

Ein Prozent – ein indiskutables Angebot – Warnstreik geht weiter
Die dritte Verhandlungsrunde endete mit einem indiskutablen Angebot des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Bei einer Laufzeit von 30 Monaten bot der BDZV insgesamt 2,6 Prozent mehr Gehalt und 120 Euro mehr für Jungredakteure, nicht aber für Volontäre. „Das sogenannte Tarifangebot entspricht einer jährlichen Gehaltssteigerung um 1.04 Prozent – ein schlechter Witz“, so Kajo Döhring. Und Christoph Holbein, für unseren Landesverband Mitglied in der Tarifkommission, sagte: „Der BDZV hat erneut ein unterirdisches Angebot vorgelegt, das wenig wertschätzend und vollkommen unverschämt ist.“

„Wir streiken weiter“ lautete schon am Nachmittag das einstimmige Votum, als absehbar war, dass die Verleger sich wieder nicht ernsthaft bewegen würden. DJV und dju rufen daher zum Warnstreik für Dienstag, 13. März, auf, um den Druck auf die Verleger zu erhöhen. Daran wollen sich alle Redaktionen beteiligen, die heute bereits dabei waren, mit Ausnahme der drei Redaktionen, in denen Betriebsratswahlen stattfinden.

Warnstreiks in mehreren Bundesländern
Nicht nur in Stuttgart wurde heute gestreikt, sondern auch bei der Ostsee-Zeitung in Rostock, bei den Lübecker Nachrichten und den Kieler Nachrichten. Neben der Stuttgarter-Delegation des Mannheimer Morgen versammelten sich rund 30 Redakteurinnen und Redakteure vor dem Verlagshaus in Mannheim.

Red.