Zentraler Warnstreik in Heilbronn zur 7. Verhandlungsrunde

Heilbronn, 29. Juni 2018. Bei der landesweiten Streikkundgebung auf dem zentralen Kiliansplatz versammelten sich nahezu 300 Kolleginnen und Kollegen von Zeitungsverlagen, um vor der 7. Verhandlungsrunde am Sonntag mit Nachdruck für die Durchsetzung der gewerkschaftlichen Tarifforderungen zu demonstrieren.

Aus ganz Baden-Württemberg waren Delegationen verschiedener Redaktionen nach Heilbronn gekommen, um der Verlegerseite deutlich zu machen, dass diesen Sonntag ein Reallohnzuwachs erzielt werden muss. Falls dies in der 7. Verhandlungsrunde nicht zustande kommt, soll unbefristet weiter gestreikt werden.

Bei der Kundgebung sagte DJV-Landesvorsitzende Dagmar Lange: Über ein halbes Jahr lang um Zehntelprozente zu feilschen, wie es die Verlegerseite tut, ist ein Irrsinn an Zeit- und Ressourcenverschwendung.“ Und sie prangerte die „parasitären Eigentumsverhältnisse“ bei den Tageszeitungen an. „Die Verlegerfamilien fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen auf dem Buckel von Volontären, Redakteurinnen und Redakteuren im Sonntagsdienst und durch insgesamt ausgedünnte Redaktionen. Von den mageren Vergütungsregeln für Freie, die nicht einmal eingehalten werden, gar nicht zu reden.“

Genau diesen Zustand wollen die Freien der Eßlinger Zeitung nicht länger hinnehmen und sind in großer Zahl solidarisch bei der Heilbronner Streikversammlung aufgetreten, weil seit acht Jahren die Honorare nicht erhöht wurden und seitens der Geschäftsführung selbst ein Gespräch dazu verweigert wird.

Distelbarth kuschelt mit Madsack

Bei über 30 Grad brachte nicht nur die Sonne die Streikenden zum Schwitzen, sondern auch das Blues-Rock-Duo Al & Jay. Nach der Kundgebung zog die Streikversammlung am Verlagshaus der Heilbronner Stimme vorbei, weil Verleger Tilmann Distelbarth zur Verhandlungskommission der Verlegerseite gehört und seine streikenden Redakteurinnen und Redakteure verbal abgestraft werden. Lange betonte in Ihrer Rede ihren Respekt vor den betroffenen Kolleginnen und Kollegen, die „sich trotzdem nicht klein machen“. Sie bezeichnete es als „ein No-Go, in einer Tarifauseinandersetzung so gegenüber abhängig Beschäftigten zu reagieren“. Und sie wies darauf hin, dass die Heilbronner Stimme im Rahmen ihrer Umstrukturierung als erster baden-württembergischer Kunde beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) der Madsack Mediengruppe eingestiegen ist. „Damit wird die eigene Recherche reduziert. Es geht dem Verleger der Heilbronner Stimme nicht um Qualität, sondern um mehr Effizienz“, so Lange. Ihre Schlussfolgerung: „Die Krake Madsack wird sich weiter ausweiten, das ist kein Gewinn für die betroffenen Redaktionen und auch nicht für die Leser“.

Bei der abschließenden Versammlung im Heilbronner Gewerkschaftshaus wurde deutlich: Die Kolleginnen und Kollegen sind wild entschlossen, sich nicht länger unterhalb der Inflationsrate abspeisen zu lassen.