Was die Imagekampagne der Zeitungsverleger verschweigt

Stuttgart, 06.11.2019. Die baden-württembergischen Tageszeitungen haben heute eine einmalige Aktion gestartet: Alle Titelseiten widmen sich der Imagekampagne des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) unter dem Motto: Gesichter des Journalismus - Journalisten zeigen Haltung. Ziel ist es, einen öffentlichen Diskurs zum Wert der unabhängigen Presse anzustoßen.

„Die richtige und wichtige Intension der Kampagne blendet gegenüber den Leserinnen und Lesern die Realität in den Redaktionen aus“, kritisiert Dagmar Lange, 1. Landesvorsitzende des DJV Baden-Württemberg. Seit Jahren schreite eine grassierende Tarifflucht der Verlage voran. Die Verleger selbst hätten ihre ehemalige Reputation als Dienstleister ihrer Leserinnen und Leser beschädigt. Als Beispiele dafür führt Lange die Zusammenlegung von Redaktionen, die Streichung journalistischer Arbeitsplätze, die Verweigerung der eh schon niedrigen Vergütungsregeln für Freie und die Vernachlässigung der regionalen wie lokalen Berichterstattung aufgrund der Konzentrationstendenzen an.

Die Delegierten beim Verbandstag des DJV (vom 03.11. bis 05.11. 2019 in Berlin) haben sich nicht ohne Grund in ihren Beschlüssen für einen qualitativ hochwertigen Journalismus stark gemacht. U.a. forderten sie einen starken Lokaljournalismus, um die Gesellschaft umfassend und verlässlich zu informieren.

Eine besondere Verantwortung kommt dabei den Zeitungsverlagen zu. Gerade vor dem Hintergrund von Zeitungsfusionen und Redaktionsschließungen gehörten steuerliche Privilegien der Verlage auf den Prüfstand. In Stiftungsmodellen und in der Gemeinnützigkeit journalistischer Projekte sahen die Delegierten des DJV-Verbandstags ernst zu nehmende Entwicklungen für die Zukunft des Journalismus.
 
„Wir meinen es ernst mit unserer Verantwortung“ heißt es in der Imagekampagne der VSZV-Mitglieder. Dazu Landesvorsitzende Dagmar Lange: „Es bleibt ein armseliges Bild mit Blick auf die Pressevielfalt in Baden-Württemberg, wenn beispielsweise die Mantelteile der zur SWMH gehörenden Tageszeitungen aus einer zentralen Redaktion kommen. Das ist ein demokratieschädliches Modell, das den grundgesetzlichen Auftrag nicht ernst nimmt.“