Kein Geländegewinn für medienfeindliche Demo

Am Samstag haben in Stuttgart wohl mehr als 1.000 Menschen mit demokratie- und medienfeindlichen Parolen unter anderem vor dem Südwestrundfunk in Stuttgart demonstriert. Der DJV Baden-Württemberg hat das vor Ort beobachtet und ist irritiert.

 

Die gute Nachricht ist: Vor dem SWR-Funkhaus ist es friedlich geblieben, die Gegner*innen von Corona-Maßnahmen konnten frei ihre Meinung sagen, gegen Corona-Maßnahmen und den Rundfunk demonstrieren, wie es in einer Demokratie üblich ist. Im Vorfeld kursierten allerdings teils menschenverachtende und antisemitische Aufrufe, die völlig inakzeptabel sind. 

Die demokratie- und medienfeindlichen Aussagen von Teilnehmenden sind aus Sicht des Journalistenverbandes zu verurteilen. Wer „Lügenpresse“ ruft und behauptet, der SWR und andere Medien würden berichten, was ihnen „von oben“ gesagt wird, irrt. „Gleichzeitig zu fordern, Medien sollten in ihrem Sinne berichten, ist absurd. Das offenbart wenig Verständnis dafür, wie unabhängige Medien arbeiten und funktionieren,“ sagt der DJV-Landesvorsitzende Markus Pfalzgraf. Hier könnte bessere Medienbildung helfen, die viel früher ansetzen muss – beispielsweise als Fach Medienkompetenz in der Schule, in Form von Besuchen oder Workshops. 

 

Es ist schon verwunderlich, dass gerade die, die von Diktatur und eingeschränkten Freiheiten reden, sich die Medien als Feinde aussuchen, meint der stellvertretende DJV-Landesvorsitzende Manfred Herbertz: „Ich glaube, dass diese Menschen noch nie von echter Diktatur und Willkür erfahren haben. In Belarus, in Russland und in der Türkei werden beispielsweise Kritiker der Regierung weggesperrt, Medien werden an ihrer Arbeit gehindert. Die Protestierenden sollten bedenken, dass ihr Auftreten nur möglich ist, weil es noch unabhängige Medien gibt.“

Der SWR selbst hat übrigens auch über die Proteste vor der eigenen Haustür berichtet – kurz, knapp, angemessen und mit der üblichen journalistischen Distanz. So weit kann es also nicht her sein mit einem angeblichen Kartell von Staat und Medien. Hier zeigt sich im Gegenteil: Das Mediensystem mit einem starken, unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nicht an Weisungen, sondern nur an journalistische Kriterien und Werte gebunden ist, funktioniert. 

Hinweis: Der DJV-Landesvorsitzende Markus Pfalzgraf ist selbst Mitarbeiter des SWR. Hier nimmt er aber ausschließlich in seiner Funktion im Journalist*innenverband Stellung.