„Wer war das noch? Den kenn ich doch…“
DJV wieder beim CSD Stuttgart
Mit prominenter Unterstützung hat der DJV Baden-Württemberg zum zweiten Mal an dem weit und breit größten Demo-Zug für Offenheit, Akzeptanz und Vielfalt teilgenommen: Die Mannheimer Drag Queen Céline Bouvier, auch bekannt aus der Serie „Drags of Monnem“ (ARD-Mediathek), und Fernsehmoderator Jürgen Hörig (SWR-Landesschau) liefen gemeinsam mit DJV-Mitgliedern, -Mitarbeitenden und Kolleginnen aus verschiedenen Medienhäusern beim Stuttgarter CSD mit. Jürgen Hörig wurde beim „Stuttgart Pride“ oft freudig von Zuschauenden unterschiedlichen Alters erkannt; Céline Bouvier in ihrem extravaganten Outfit wurde nicht weniger oft vom Straßenrand aus bejubelt – in einer Fahrrad-Rikscha in DJV-Farben kutschiert durch den Landesvorsitzenden Markus Pfalzgraf.
„Der DJV kümmert sich eben nicht nur um Tarifpolitik“
„Als Journalistenverband konnten wir in der Landeshauptstadt einmal mehr zeigen, dass wir uns nicht nur für den Erhalt der Medienvielfalt einsetzen, sondern dass uns auch die Vielfalt innerhalb
der Medien ein Anliegen ist: Dass alle bei der Arbeit sie selbst sein können, und dass unterschiedliche Lebensentwürfe in der Berichterstattung entsprechend berücksichtigt werden,“ fordert
DJV-Landesgeschäftsführer Gregor Schwarz. „Der DJV kümmert sich eben nicht nur um Tarifpolitik, Pressefreiheit, Medienrecht, Nachwuchs- und Bildungsarbeit, sondern öffnet sich auch immer mehr für
Gruppen unterschiedlicher Hintergründe, die in den Medien, und damit auch in der Verbands- und Gewerkschaftsarbeit stärker berücksichtigt werden sollten,“ meint der DJV-Landesvorsitzende Markus
Pfalzgraf.
Landesvorsitzender trifft am Rande der Demo geflüchteten russischen Journalisten
Neben dem großen Zuspruch auf der Straße gab es auch Begegnungen, die den Landesverband darin bestärken dürften, diesen Weg weiterzugehen – als Verband, der sich ohnehin für Journalisten in Not
einsetzt. So traf Markus Pfalzgraf am Rande der Demo einen jungen Journalisten aus Russland, der sein Land aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements für LGBTIQ-Personen verlassen musste. Die
Stiftung, für die er Daten analysierte und aufbereitete, wurde von der dortigen Regierung als „ausländische Agenten“ eingestuft und von einem Gericht aufgelöst – beides inzwischen gängige
Methoden in Russland, um die Zivilgesellschaft zum Schweigen zu bringen. Der geflüchtete Journalist war froh und glücklich, so viele Teilnehmende und Zuschauende in Stuttgart zu sehen, darunter
auch viele Familien. Manchmal sei es für ihn auch traurig gewesen, zu merken, dass dies in Russland nicht möglich ist – und auch auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird.
DJV-Live-Talk mit „Prout at Work“ gibt Startschuss zum Stuttgart-Pride-Wochenende
Inhaltlich vorbereitet wurde die CSD-Teilnahme durch einen DJV-Talk mit Albert Kehrer von der Stiftung „Prout at Work“. Mit anschaulichen Beispielen, Zahlen und Fakten referierte er über die Hürden, in der Arbeitswelt zum eigenen Geschlecht oder zur Orientierung zu stehen. Dabei zitierte er mehrere Studien, die belegen, wie viel Lebensfreude, Energie und auch Produktivität verloren geht, wenn Mitarbeitende bei der Arbeit beispielsweise verheimlichen (müssen), mit wem sie zusammen sind oder wie sie das Wochenende verbracht haben – etwa beim Smalltalk in der Teeküche, bei dem sich zeigt, dass Orientierung, Geschlechtlichkeit oder Familienkonstellationen eben keine Privatsache sind, sondern von der Mehrheitsgesellschaft ständig thematisiert werden, auch bei der Arbeit.
Autor: Markus Pfalzgraf
Fotos+Videos: DJV BW