"Wer saß schon mal ein oder wird per Haftbefehl gesucht?" Fragende Blicke, aber keiner meldet sich. Gute Voraussetzungen also für den Besuch von 19 DJV-Mitgliedern aus Stuttgart und den umliegenden Kreisverbänden im Polizeimuseum, organisiert vom Fachausschuss Medienkommunikation, ehemals Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Schon der erste Eindruck unterscheidet sich von anderen Museumsbesuchen: Man tritt nicht einfach in das Museumsgebäude ein, sondern wartet vor einem Drehtor an der
Pforte. Bei dem gut gesicherten Pförtnerhäuschen handelt es sich um den Haupteingang des Polizeipräsidiums - denn hier befindet sich das Polizeimuseum - hoch über Stuttgart, auf dem "Pragsattel".
Doch das Warten draußen vor dem Tor dauert nicht lange, da kommt auch schon Michael Kühner, der Mann, der uns führen wird - sportlich eindrucksvolle Figur, noch eindrucksvollere Stimme.
Kühner hat den Polizeiberuf von der Pike auf gelernt: erst Streifendienst, später Leiter der Stuttgarter Mordkommission und letztendlich stellvertretender
Polizeipräsident. So ein Mann kann natürlich was erzählen: vom "Hammermörder", dem 1951 in Stuttgart geborenen Polizisten, der sechs Morde und vier Banküberfälle beging und seinen Beinamen einem
Vorschlaghammer verdankt, mit dem er die Scheiben am Schalter der überfallenen Bankfilialen zerschmetterte, bis zum traurig berühmten Polizistendoppelmord auf der Gaisburger Brücke in
Stuttgart.
Damals, am 8. August 1989, wurde der 47-jährige Asylbewerber Frederic Otomo auf der Brücke beim Gaskessel von vier Polizisten gestellt, da er sich zuvor einer
Fahrscheinkontrolle in der Straßenbahn entzogen und die Flucht ergriffen hatte. Otomo widersetzte sich der Festnahme und verletzte mit einem in einer Zeitung verborgenen Bajonett vier Polizisten
- zwei davon so schwer, dass sie kurz darauf verstarben. Besonders tragisch: Otomo war mit einem gültigen Fahrschein unterwegs, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Kühner hatte mit all diesen Fällen zu tun und kann deshalb mit viel Hintergrundwissen berichten - unterfüttert durch interessantes Bildmaterial im Museum und durch
O-Töne, beispielsweise den Funkverkehr der Einsatzpolizisten beim Polizistenmord auf der Gaisburger Brücke. Aber nicht nur Morddokumente sind zu besichtigen, auch eine Harley-Davidson aus den
Anfangsjahren der Autobahnpolizei ist ausgestellt - schließlich mussten die Polizisten in Motorradkluft gut motorisiert sein, um flüchtigen Verbrechern hinterherzukommen.
Die Zeit verging wie im Flug und auch nach zwei Stunden waren alle Teilnehmenden noch dabei - inklusive des Polizeipräsidenten Markus Eisenbraun, der es sich nicht
nehmen ließ, die gesamte Führung zu begleiten.
So viel Wissensvermittlung macht natürlich durstig und hungrig - weswegen der Abend im Restaurant des nahegelegenen Radisson Blu Hotels bei informellen Gesprächen
ausklang - über den Wolken Stuttgarts gewissermaßen - befindet sich die Gaststätte doch im zehnten Stock des Porsche-Towers.
Jürgen Barth (Stadtgruppe Stuttgart, Fachausschuss Medienkommunikation); Regina Munder (Kreisgruppe Rems-Murr, Winnender Zeitung); Franzi Heiler (easy News time); Natalie Meyer (Stadtgruppe Stuttgart, SWR); Karin Weidenbacher (PR-Kommunikationswelt); Silke Schneider-Flaig (Pressebüro sis); Claws Tohsche (Kreisgruppe Rems-Murr, Technik-Presse Tohsche); Jutta Wellenreuther (Regionalgruppe Mittelbaden, Leitung FA Medienkommunikation), Michael Kühner (Polizeimuseum); Johann Meissmer (sitzend, Kreisgruppe Rems-Murr); Peter Grabert (Stadtgruppe Stuttgart, Mediaberatung Grabert); Monawara Begum Moni (verdeckt, Fachausschuss Medienkommunikation); Achim Dathe (Stadtgruppe Stuttgart, Fachausschuss Medienkommunikation); Tobias Bormann (Stadtgruppe Stuttgart, SWR); Karlheinz Muff (Stadtgruppe Stuttgart, ex SWR); Axel Recht (Landesmesse Stuttgart, Pressesprecher); Andreas Werner Pranzas (Stadtgruppe Stuttgart, Klinik-Medien); Markus Eisenbraun, Polizeipräsident Stuttgart).
„Sprechen Sie bei der nächsten Verkehrskontrolle den Polizisten mit seinem Dienstgrad an - das kann hilfreich sein.“ Tipp bei der Führung im Polizeimuseum.