Fachausschuss festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen bei Medienunternehmen

Der Fachausschuss für festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen an Medienunternehmen befasst sich unter dem  Vorsitz von Christoph Holbein mit den Sorgen, Wünschen, Problemen, aktuellen Schwerpunkten und neuen Trends in den Redaktionen vor allem der Tageszeitungen in Baden-Württemberg.

In den vergangenen Monaten der Pandemie hat uns das Thema Kurzarbeit besonders gefordert.

 

Ein ständiger Begleiter ist dagegen die Debatte über die künftige Gestaltung des Gehalts- und des Manteltarifs. Hier bringen die insgesamt neun Ausschussmitglieder ihre Expertise mit ein. Der Ausschuss intensiviert Kontakte zu Ansprechpartner*innen in den Betrieben und hält die Liste unserer Vertrauenspersonen in den Unternehmen auf aktuellem Stand. Außerdem möchten wir stärker mit den Volontär*innen und dualen Student*innen in Kontakt kommen, um auch deren Sorgen, Nöte und Anliegen zu hören. Sich für die Belange von Nachwuchs-Journalist*innen einzusetzen, bedeutet auch, das Bewusstsein junger Kolleg*innen für die Wirksamkeit der Verbandsarbeit zu stärken. Wir freuen uns, wenn wir auf diesem Weg neue Mitglieder für uns gewinnen können!

 

Weitere Themen, die das Gremium mit fachlicher Kompetenz, Sachverstand und inhaltlichen Anregungen begleiten möchte, sind die Forderungen, den Tendenzschutz abzuschaffen sowie das Tariftreue-Gesetz bei öffentlichen Vergaben einzuhalten. Wir möchten darüber hinaus auch die Zeitungsverlage zur umfassenden Berichterstattung im lokalen Bereich anmahnen und setzen uns dafür ein, dass journalistische Projekte in den Katalog der gemeinnützigen Zwecke aufgenommen werden.

 

Ein weiteres wichtiges Themenfeld sind die Bedrohungen der Presse- und Meinungsfreiheit. Da wird der Fachausschuss seine Expertise einbringen und über sein Netzwerk diese gesellschaftspolitische Debatte begleiten.

Auch das Reporter-Editor-Prinzip und die stärkere Verzahnung von Print und Digital beschäftigen uns intensiv.

Wir möchten die Situation in den Redaktionen - hinsichtlich Arbeitsplatz, personeller Ausstattung und tariflicher Anbindung - verbessern helfen, um Arbeitsverdichtung und Tarifflucht entgegenzuwirken.

 

Ihr Ansprechpartner:

christoph.holbein[at]t-online.de


Die Zukunft des lokalen und regionalen Journalismus im Blick

 

Der Fachausschuss festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen bei Medienunternehmen, kurz Fachausschuss Tageszeitungen/Betriebsräte, hat sich konstituiert: Zum Vorsitzenden wählte das Gremium Christoph Holbein. Ihm zur Seite als Stellvertreterin steht Diana Seufert. Für die nächsten zwei Jahre der Legislaturperiode hat sich der Ausschuss einiges an Themen und Aufgaben vorgenommen. Ganz oben auf der Agenda steht das Mitwirken der Gremiumsmitglieder bei der Vorbereitung und Umsetzung der geplanten Fachtagungen zur Zukunft des Lokal- und Regionaljournalismus. Dazu wird sich der Fachausschuss in naher Zukunft treffen, um Themen zu sammeln und sich über mögliche Referent*innen Gedanken zu machen.

 

Einen oberen Platz auf der Prioritätenliste des Fachausschusses nimmt auch die Problematik der Arbeitszeit und Arbeitsverdichtung in den Redaktionen ein. Der Fachausschuss will dazu Informationen aus den Verlagen bündeln und Daten sammeln und dabei vor allem sein Augenmerk darauf richten, wie Unternehmensberatungen hier Einfluss nehmen auf die Entscheidungen in den Betrieben. 

 

Hohe Aufmerksamkeit genießt im Gremium das Thema Nachwuchsgewinnung in den Verlagen mit Blick auf die Ausbildungssituation der Volontär*innen in den Redaktionen. Da will der Fachausschuss den Kontakt zu den jungen Menschen suchen, um herauszufinden, wie es um die Qualität der Ausbildung bestellt ist und wie der Ausbildungstarifvertrag in den Verlagen umgesetzt wird. In diesem Zusammenhang wird der Fachausschuss einen Schwerpunkt seiner Arbeit darauf legen, ein Netzwerk mit Kontakten in die Betriebe aufzubauen, etwa zu vorhandenen Betriebsräten. Ein weiteres Ziel dabei ist, ein Netzwerk mit Vertrauensleuten in den Verlagen zu knüpfen. 

 

Ein großes Themenfeld ist die Tarifpolitik. Mit Blick auf die künftigen Tarifverhandlungen wird es darum gehen, sich über alternative Arbeitskampfstrategien auseinanderzusetzen, Ideen zu sammeln für Aktionen und Klarheit zu schaffen, mit welchen Forderungen der DJV in die nächsten Runden gehen soll. Auch wenn diese erst 2024 anstehen, erscheint es dem Fachausschuss für angeraten, sich bereits jetzt rechtzeitig und mit langem Vorlauf damit zu beschäftigen. Parallel geht es darum, einen Fuß auch in die tarifungebundenen Betriebe zu bekommen, dort Kontakte aufzubauen, um abzuspüren, in welchen Verlagen möglicherweise eine Bereitschaft besteht, einen Haustarifvertrag zu verhandeln. Gleichzeitig gilt es für solche Haustarifverhandlungen Strategien zu entwickeln.

 

Das Verhältnis zwischen Redaktionen und Pressestellen, die Frage nach der Auskunftspflicht und den Erfahrungen, die Redakteur*innen mit Pressesprecher*innen und umgekehrt sammeln: Auch diesem Themenfeld möchte sich der Fachausschuss nähern. 

 

Während der nächsten zwei Jahre wird sich der Fachausschuss zudem damit beschäftigen, Aktionen, Events, Veranstaltungen und Projekte auf die Beine zu stellen, etwa mit dem Fokus darauf, neue Mitglieder für den DJV zu gewinnen. Und der Fachausschuss festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen will bei allen seinen Aktivitäten immer wieder versuchen, mit den anderen Fachausschüssen zu kooperieren, um gemeinsam die Themen zu bearbeiten und zusammen im DJV vorwärts zu kommen. 


Der Kampf gegen Tarifflucht und Tendenzschutz geht weiter

 

Bericht vom Treffen des Fachausschusses am 02.04.2022

 

Tarifflucht und Tendenzschutz sind weiterhin die Themen, welche die Arbeit des Fachausschusses Festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen bei Medienunternehmen beherrschen, wie bei dessen jüngster Sitzung erneut deutlich geworden ist. Gerade mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten und den Verlagen im Speckgürtel von Stuttgart wird das Thema Tarifbindung immer dringlicher. Dort gehen die Beschäftigten in die tariflose Gesellschaft Zeitungsgruppe Stuttgart (ZGS GmbH) über. Entsprechende Initiativen gegen diesen Negativtrend allerorten hatte der Fachausschuss ins Gespräch gebracht. Dementsprechend begrüßt das Gremium die Planungen des Landesvorstands, voraussichtlich für die Monate Mai und Juni eine Aktion zu starten, mit der OT-Verlage zu einer Rückkehr in den Tarif oder wenigstens zum Abschluss eines Haustarifvertrages bewogen werden sollen. 

 

Die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen verschlechtern sich immer mehr, das Personal wird ausgedünnt, zusätzliche Aufgaben kommen hinzu, immer mehr Betriebe fliehen aus dem Tarif, gleichzeitig wird es immer schwieriger, Nachwuchs und junge Leute für den Journalismus-Beruf zu gewinnen. Unter diesem Eindruck hat der Fachausschuss eine Resolution formuliert, die "Karlsruher Erklärung zur Sicherung des Qualitätsjournalismus", die er beim Gewerkschaftstag einbringen wird. 

 

Das Gremium setzte sich mit den Ergebnissen der Betriebsratswahlen auseinander, sprach über die Kandidaturen für den beim Gewerkschaftstag neu zu wählenden Fachausschuss und regte auch mögliche Kandidaturen für den Bundesfachausschuss an.

 

Eindringlich appelliert der Fachausschuss, den Tendenzschutz in Medienunternehmen über Bord zu werfen. Das Instrument sei nicht mehr zeitgemäß und überholt. Als sinnvoll erachtet das Gremium ein gemeinsames Vorgehen der Gewerkschaften, um Lobbyarbeit zu leisten und eine gemeinsame Aktion auf den Weg zu bringen, die Verantwortlichen in der Politik dazu zu bewegen, den Tendenzschutz ersatzlos zu streichen. 

 

von Christoph Holbein


Zwischen Kurzarbeit und den Fesseln des Tendenzbetriebs

 

Der Fachausschuss für festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen bei Medienunternehmen nimmt sich der aktuellen Themen an

 

Das Thema Kurzarbeit hat die Mitglieder des Fachausschusses für festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen bei Medienunternehmen bei ihrer jüngsten Sitzung beschäftigt. Dabei stellte das Gremium fest, dass in einigen Redaktionen die Kurzarbeit bis ins Frühjahr 2021 verlängert werden soll. Beim Gewerkschaftstag hatte es ja einen Dringlichkeitsantrag zu dem Thema gegeben mit der Intention, an die Verleger zu appellieren, möglichst umgehend die Redaktionen wieder aus der Kurzarbeit herauszuholen, um die Qualität der journalistischen Berichterstattung zu erhalten. Die aktuelle Corona-Lage mit dem erneuten teilweisen Lockdown hat die Situation wieder verschärft. Der Fachausschuss hat sich deshalb dafür ausgesprochen, den Aufruf an die Verleger bis Januar zurückzustellen. Keinesfalls dürfe es aber so sein, dass die Kurzarbeit Arbeitsverdichtung und Qualitätsverlust fördere und forciere. Denn die Journalist*innen müssen ja auch in Corona-Zeiten die Zeitung füllen, benötigen dabei eventuell sogar mehr Zeit und Aufwand, weil es wesentlich schwieriger ist in diesen Zeiten gute Geschichten zu recherchieren jeden Tag. Deshalb sieht der Fachausschuss in vielen Fällen objektiv keinen Grund, Redaktionen in Kurzarbeit zu schicken.

 

Ein weiteres Thema auf der Agenda des Fachausschusses ist die aktuelle Tarifsituation und die ersten Gespräche mit dem BDZV zum Gehalts- und zum Manteltarifvertrag. Da gibt es ja einen Vorstoß der beiden Journalistengewerkschaften, mit den Verlegern grundsätzlich über tarifliche Themen in die Diskussion zu kommen. Die Verlegerseite zeigte sich nicht von vorneherein zugeknöpft für einen solchen Austausch, sieht dafür aber erst Anfang nächsten Jahres terminliche Möglichkeiten. Der Fachausschuss wird das weiter beobachten und seine Expertise einbringen. So werden sich die Gremiumsmitglieder über mögliche Aktionsformen austauschen, mit denen künftige tarifliche Auseinandersetzungen begleitet und unterstützt werden können.

 

Bauchschmerzen bereitet dem Fachausschuss, dass die Arbeit von Betriebsräten in Tendenzbetrieben noch immer durch den Tendenzschutz massiv eingeschränkt ist. Deshalb gab es einen Antrag an den DJV-Bundesverbandstag, der ja aus Corona-Gründen nicht stattgefunden hat, darauf hinzuwirken, dass das Betriebsverfassungsgesetz insoweit novelliert wird, dass der Tendenzschutz für Medienunternehmen herausgenommen wird. Ebenso weiter inhaltlich begleiten will der Fachausschuss den Antrag an den DJV-Bundesverband, eine Anerkennung des Journalismus als gemeinnützig zu erreichen.

 

Auseinandergesetzt hat sich der Fachausschuss zudem mit der Resolution des Gewerkschaftstags. Die Mitglieder wollen dazu ihre Netzwerke nutzen und die Resolution an ihren jeweiligen Landtags- und Bundestagsabgeordneten schicken.

 

Eine weitere Kernerarbeit hat sich der Fachausschuss vorgenommen mit dem Versuch, den Kontakt in die Betriebe und zu den Betriebsräten zu intensivieren, ebenso zu Volontär*innen und dualen Student*innen, um zum einen ein Netzwerk aufzubauen, zum anderen nahe dran zu sein an den Problemen, Sorgen und Nöten vor Ort und den DJV dabei als Ansprechpartner, Unterstützer und Helfer zu offerieren.                                              

 

von Christoph Holbein


 Kritik an Tarifflucht und Personalabbau

 

Mit medien- und tarifpolitischen Themen hat sich der Fachausschuss festangestellte Redakteur*innen und Betriebsrät*innen an Medienunternehmen (Tageszeitungen) bei seiner jüngsten Sitzung auseinandergesetzt. So richtet das Gremium an den Landesvorstand den Wunsch, auf Landes- oder besser noch auf Bundesebene - eventuell beim Bundesverbandstag - einen Appell an die Medienunternehmen auf den Weg zu bringen, die sachgrundlosen Befristungen bei den Anstellungen abzuschaffen. Einen Reformbedarf sehen die Fachausschuss-Mitglieder auch beim Presseauweis. Da sollte nach ihrer Auffassung die Adresse des Inhabers nicht mehr auf der Vorderseite abgedruckt und damit auf den ersten Blick lesbar sein. Dafür führt das Gremium Sicherheitsgründe an. Gerade bei Demonstrationen und ähnlichen Veranstaltungen vor allem von extremen Gruppierungen sollte niemand mit dem Blick auf den vorgezeigten Presseausweis die Adresse des Berichterstatters erfahren.

 

Um künftig besser miteinander auch jenseits der Sitzungen zu kommunizieren und über Themen zu diskutieren, strebt der Fachausschuss an, über Slack sich austauschen. Zudem hat er eine Signal-Gruppe eingerichtet für den schnellen Kontakt zueinander.

 

Zentrales Thema war das Tarifergebnis bei den festangestellten Redakteurinnen und Redakteuren. Die zusätzlichen drei freien Tage haben die Beschäftigten zumeist erfreut zur Kenntnis genommen. Beim Mannheimer Morgen, der sich aus der Tarifbindung verabschiedet hat, gibt es  "unterirdische" Konditionen für neue Mitarbeiter in der Redaktion. Die neuen Verträge liegen zehn Prozent unter dem Tarifgehalt, zudem gibt es die 40-Stunden-Woche und zehn Prozent der Mehrarbeit ist mit dem Gehalt abgegolten. Das macht unter derm Strich rund 30 Prozent weniger an Leistungen. Gleichzeitig wurden beim Mannheimer Morgen Vollzeitstellen im zweistelligen Bereich abgebaut und die Redaktion neu strukturiert.

 

Das Gremium befasste sich auch mit den künftigen Verhandlungen zum Gehaltstarifvertrag, formulierte eine Forderung hinsichtlich einer prozentualen Gehaltserhöhung und bewertete die Streikbereitschaft in Baden-Württemberg. Wichtig sei, dass das Kaputtsparen in den Redaktionen aufhöre und eine Arbeitszeiterfassung eingeführt werde. Verschlechterungen im Gehalts- und im Manteltarifvertrag will der Fachausschuss nicht hinnehmen.

 

Mehr bemühen will sich der Fachausschuss um Content für die sozialen Medien, etwa eine Umfrage zu den anstehenden Tarifverhandlungen gestalten. Dazu erkor das Gremium einen Social-media-Koordinator aus seinen Reihen.

 

Ein wichtiges Thema waren die Betriebsratswahlen, die im nächsten Frühjahr 2022 anstehen. Eine Idee des Gremiums ist es, ein digitales Einführungsangebot auf die Beine zu stellen für potenzielle Kandidat*innen, das erklärt, worum es bei der Betriebsratsarbeit geht, warum es sich lohnt, für den Betriebsrat zu kandidieren und was die künftigen Betriebsratsmitglieder erwartet. Das könnte ein zentrales Angebot seitens des Bundes- oder Landesverbandes sein.

 

von Christoph Holbein