Fachtagung: VR und 360º-Technik

Foto: Stefan Bau
Foto: Stefan Bau

Karlsruhe. Bei einer Fachveranstaltung des DJV-Landesverbandes im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) konnten die Teilnehmer tief in die journalistischen Einsatzmöglichkeiten eintauchen und selbst ausprobieren, wie die vorgestellten Praxisbeispiele auf sie wirken. Angesprochen wurden auch Fragen zu technischen Standards und zur Ethik.

Der DJV hatte dazu Jana Wuttke von Deutschlandradio Kultur, kreativer Kopf hinter einer App, die die Nutzer in einen Verhörraum der Stasi versetzt, sowie Stefan Domke und David Ohrndorf eingeladen, die mit ihrem Projekt zum Kölner Dom den Grimme Online Award gewonnen haben. Ihre Praxisbeispiele machten deutlich, wie man Techniken der Virtuellen Realität und 360º-Anwendungen für journalistische Projekte nutzen kann. Techniken, wie sie viele Bürger schon kennen, so Moderator Gregor Landwehr (DJV), der zu Beginn Hintergründe zu Begriffen und Entwicklungen lieferte.

Herausforderungen für Technik und Ethik
"Virtuelle Realität bietet eine andere Perspektive", ist Jana Wuttke vom Vorteil der Technik überzeugt, mit der sich die Menschen besser in eine Situation hineinversetzen könnten. Sie hat sich das für ihre App "Stasiverhöre - Manipulierte Geständnisse" zu Nutzen gemacht. Die Entscheidung, VR einzusetzen und nicht mit einer 360º-Technologie einen Verhörraum abzufilmen fiel, um die Umgebung zu abstrahieren, statt einfach Szenen nachzuspielen. Zu vielen Diskussionen über die Balance zwischen "tiefen Erlebnissen" und der journalistischen, einordnenden Information habe das in ihrem Team geführt.

Gerade die von Wuttke angesprochenen Diskussionen zeigen, dass viele ethische Fragen noch nicht geklärt sind und Standards fehlen - bis wohin soll das Erleben gehen? Und wer sorgt dafür, dass in der virtuellen, aber so real daherkommenden Welt keine Fakenews verbreitet werden? "Die Boulevardisierung wird kommen", ist sich Wuttke sicher.

Virtueller Gang durch den Kölner Dom
Stefan Domke und David Ohrndorf zeigen mit ihren VR-Projekten, wie stark 360°-Techniken klassische journalistische Themen um eine Erlebnis-Ebene erweitern können. Mit ihrem Projekt zum Kölner Dom haben sie 2017 den Grimme Online Award gewonnen.

Für den virtuellen Rundgang durch den Kölner Dom waren aufwändige Vorarbeiten nötig, wie die Entscheidung zur Platzierung der Kameras. Sie bieten den Nutzern, die die Hightech-Brillen aufziehen, in denen das Programm abläuft, verschiedene Episoden. Über Markierungen, die man anvisiert, kann man den Dom und seine Umgebung in verschiedenen Epochen sehen, Infos bekommen oder sich einfach im Gebäude umschauen und fortbewegen. Davon machten die Teilnehmer der Fachtagung reichlich Gebrauch.